Hfm-weimar.de - Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar (1 von 5 Punkte)

Der Präsident der Musikhochschule FRANZ LISZT, Prof. Dr. Stölzl, sagte anlässlich von "Zurück in die Zukunft" - 150 Jahre Hochschule für Musik - im MDR-Thüringen-Journal: "Musik ist praktizierte Humanität!"
Meine Erfahrungen mit den Musikern der Hochschule sind anders:

Die HfM steht schon seit vielen Jahren unter Kritik, alle Aufforderungen zur Aufarbeitung ihrer DDR-Vergangenheit „weitgehend ignoriert“ und auch abgelehnt zu haben.
In der am 19.11.2015 vom Rundfunk übertragenen und von der ehemaligen Landesbeauftragten des Freistaates Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR, Frau Hildigund Neubert, moderierten Podiumsdiskussion gab es einen Hilferuf vom Präsidenten der HfM, Prof. Stölzl:
„[…] es gibt staatlich bezahlte Institute, wie z.B. die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, und […] es gibt viele Forscher, die sich mit der DDR befassen. Mögen sie sich auch mit der HfM befassen. Ich fände es toll.“
Danach entstand das Buch „Defekte einer Hochschulchronik - Die Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar - eine Aufarbeitung" (Autoren: G. Knoblauch und R. Mey), in dem der Altrektor Wolfgang Huschke und auch der gegenwärtige Präsident Christoph Stölzl hart kritisiert werden. Die Äußerungen und Verstrickungen der Führungsriege der HfM sind nämlich extrem widersprüchlich. Beispielsweise wurde der letzte SED-Rektor Müller-Nielsson am 17. November 1990 – nach der deutschen Einheit! - vom „Vorläufigen Konzil“ im Amt erneut bestätigt. Während seiner Amtszeit hatte dieser Rektor den Gesangs-Professor Hermann Gerber „reif gemacht für den Zugriff der Staatssicherheit“ und die Studentin Gabriele W. wegen des Plakates "Atomwaffenfreie Zone" im Fenster ihres Studentenzimmers exmatrikuliert. Im Jahr 2019 schreibt der derzeitige Präsident Prof. Stölzl genau diesem SED-Rektor anlässlich seines 90. Geburtstages eine Laudatio und veröffentlich diese auf einer HfM-Internetplattform.

Die neuesten Untersuchungen von Prof. G. Meinhold - dessen Publikation „Prominente Professoren der Musikhochschule Weimar als Handlanger der DDR-Staatssicherheit“, Arbeitspapier des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin, Nr. 52/2021 - bestätigen die Vorhaltungen in „Defekte einer Hochschulchronik“ als auch den Charakter und die Verstrickungen der Führungsriege der HfM.

Jetzt findet am 06.02.2022 in Weimar unter dem Motto "Zurück in die Zukunft" - 150 Jahre Hochschule für Musik - wieder ein Podiumsgespräch zur DDR-Geschichte der HfM statt und keiner der durch die DDR-Musikhochschule Geschädigten als auch der Vertreter der mit diesem Thema in der Vergangenheit befassten Personen und Institutionen wurde eingeladen. Rechtzeitig vor diesem Termin habe ich den das Zeitzeugengespräch Organisierenden und Gestaltenden (darunter auch dem Präsidenten und seiner Nachfolgerin) eine HfM-Opferdatei zugearbeitet; aber die HfM reagiert nicht! Die durch die DDR-Musikhochschule ehemals geschädigten Mitarbeiter und Studenten sollen vermutlich weiterhin verschwiegen werden.
Beethoven soll einmal gesagt haben: "Die Kreuze im Leben sind wie die Kreuze in der Musik, sie erhöhen." Die HfM-Musiker sollten nicht nicht nur Beethoven spielen, sie sollten auch dessen moralische Wertschätzungen lesen.
Es spricht für sich allein: Keiner der mit diesem Thema Beschäftigten (Autoren) ist Mitarbeiter der HfM Weimar. Wolfram Huschke, der Altrektor, hatte bereits auf dem Podiumsgespräch am 19.11.2015 den DDR-Teil seines Buches "Zukunft Musik" durch seinen Kollegen Prof. Altenburg für ungültig erklären lassen. Es gibt folglich keine die DDR-Musikhochschule aufarbeitenden Beiträge aus der HfM. Was ist das für eine seltsame Institution, deren Opferdatei von Außenstehenden geschrieben werden muss? Mehr als peinlich - nicht so in Weimar!
Roland Mey; Leipzig, Januar 2022

Ergänzung 16.3.22
Nun hat die Musikhochschule auf die HfM-Opferdatei doch reagiert. Meine Zuarbeit wurde in Weimar leider wahrgenommen als „Trommelfeuer“ von Leuten, „die im Grunde fast auf Racheakte aus waren“ -- von Leuten, „die Aufarbeitung und Denunziation nicht auseinanderhalten können“ -- so wiedergegeben im Zeitungsartikel „Kein Tag der Abrechnung“ von Michael Helbing einen Tag nach dem Podiumsgespräch (TLZ und OTZ vom 07.02.22). Am 03.02.22 war in der TLZ mein Leserbrief „Die Leiden der Musikschüler“ mit sieben Namen von Geschädigten erschienen. Keiner dieser Namen wurde auf dem Podium am 06.02.22 (Akt III, 1945-1989) erwähnt. Dort erinnerten sich die Professorin Ursula Dehler an die DDR-HfM Weimar mit den Worten „nur Gutes erfahren“ und der Professor Erich Wolfgang Krüger an die DDR-HfM Berlin mit den Worten „Es war so eine Wärme in unserer Hochschule“ (aus „Kein Tag der Abrechnung“ vom 07.02.22).
Während des Podiumsgespräches zur DDR-HfM vom 6. Februar 2022 wurde auch das Buch "Promintente Professoren der Musikhochschule Weimar als Handlanger der DDR-Staatssicherheit" verschwiegen -- ein Buch zu nur zwei (von mit Sicherheit etlichen) Inoffiziellen Stasi-Mitarbeitern (IM) der HfM. Und das nicht nur vom Präsidenten Prof. Dr. Stölzl, der sich mit Schreiben vom 10.02.2021 beim Herausgeber schriftlich bedankt hatte - „…für die Übersendung des hochinteressanten Buches ... Wir werden es mit großer Neugier studieren ...“ -, auch vom auf dem Podium sitzenden HfM-Archivleiter Dr. Christoph Meixner, der bei der Entstehung des Buches behilflich war. Das Gespräch konnte aber in Weimar auch deshalb nicht gelingen, weil außer Prof. Dr. Peter Gülke keine ehemals Andershandelnden auf dem Podium saßen. Die Befangenheit der nur Andersdenkenden war unverkennbar.
Im Podiumsgespräch vom 13. Februar 2022 (Akt IV, 1990 bis heute)
nach Aussage von Kennern und Freunden der HfM auch nur „substanzlose Quasselei“; kein Wort zur systematischen Aktenvernichtung zu Beginn der 1990er Jahre und zum brisant-skandalösen „Fall Wallmann-Hoffmann“. Hans-Peter Hoffmann, der ehemals an der HfM als Marxismus-Leninismus-Lehrkraft tätig war, schreibt am 04.05.2006 die Stellungnahme der HfM im Rahmen der beruflichen Rehabilitation, die der Berliner Komponist und Musikphilosoph Johannes Wallmann als HfM-Geschädigter bei den zuständigen Thüringer Landesbehörden beantragt hatte!
Anlässlich von „150 Jahre Musikhochschule Weimar“ spitzte sich die Auseinandersetzung zwischen der Hochschule und einer kleinen Gruppe von HfM-Freunden und um Aufklärung Bemühten zu, die in der Thüringischen Landeszeitung im Februar 2022 durch vier Artikel bzw. Aufarbeitung fordernde Leserbriefe reflektiert wurde.
Leider erkennen die Weimarer Musik-Professoren die kontraproduktive politische Vorbildwirkung ihres Auftretens während der Podiumsgespräche nicht. Auch der Präsident Christoph Stölzl belässt es bei seiner Verkündung „Musik ist praktizierte Humanität“ und äußert sich in den Podiumsgesprächen zur Hochschul-Vergangenheit zu den durch die Hochschule Geschädigten nicht. Das darf an einer akademischen Ausbildungsstätte nicht kritiklos hingenommen werden.
Roland Mey; Leipzig, März 2022

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